Pädagogik
Jedes Kind ist einzigartig
- Kinder kommen als kompetente Menschen zur Welt, die ihre Welt von Anfang an mit allen Sinnen wahrnehmen und begreifen.
- Wir sehen das Kind als Forscher und Entdecker, es lernt durch Beobachten und Nachahmen. Es will lernen und sich weiterentwickeln, nach Antworten suchen bis sein Wissen gestillt ist.
- Den Kindern bieten wir ausreichende Möglichkeiten, sich spielerisch und schöpferisch mit ihrem Lebensumfeld auseinanderzusetzen und Lernerfahrungen zu sammeln.
- Im Austausch mit vertrauten Personen und der Umwelt entwickeln sie ihre Kompetenzen und ihre Persönlichkeit.
- Als Bildungseinrichtung hat der Kindergarten die Aufgabe, die Familienerziehung der Kinder zu unterstützen und zu ergänzen.
- Durch unser Vorleben und Begleiten möchten wir die Kinder stärken und ihnen Sicherheit geben, damit sie zu aufgeschlossenen, dynamischen, kreativen und sozialfähigen Menschen heranwachsen können.
- Von Geburt an sind Kinder an Sprache interessiert und in sprachliche Interaktionen eingebunden.
- Wir wollen die Kinder in Ihrer Muttersprache stärken und diese kontinuierlich ausbauen. Außerdem wollen wir die Kinder in einer Zweitsprache begleiten und ihnen die Möglichkeit geben diese spielerisch zu erlernen.
- Wir möchten die Kinder nach dem Grundsatz von Maria Montessori: "Hilf mir, es selbst zu tun!" - begleiten und so ihr Selbstwertgefühl stärken.
- Wir sehen Bildung als lebenslangen Prozess der aktiven Auseinandersetzung mit sich selbst und der Welt.
- Ein wichtiger Bildungsauftrag ist es, die Kinder auf die unterschiedlichen Lebens- und Gesellschaftssituationen vorzubereiten und sie zu sozial- und teamfähigen Menschen zu machen.
Erziehung und Bildungsqualität
- Im Umgang mit Kindern möchten wir Respekt vor der Würde jedes einzelnen Kindes vermitteln und den Kindern spüren lassen, dass sie wertvoll und von uns angenommen sind.
- Wir unterstützen die Kinder selbstbewusst und selbstständig zu handeln und Entscheidungen zu treffen.
- Den Kindern wird vorgelebt und gezeigt, dass jede Handlung oder Entscheidung eine natürliche Konsequenz mit sich trägt.
- Kinder, die uns kritisch begegnen, die Verantwortung für ihr Tun und Lassen übernehmen und die ihr Recht, beachtet und anerkannt zu werden, auch einfordern, sind in unserem Kindergartenteam willkommen und gelten nicht als „schwierig".
- Wir unterstützen Kinder in ihrer emotionalen Gesamtheit und suchen mit ihnen Wege, ihre Gefühle wahrzunehmen und in einer für sie angemessenen Weise innerhalb der Gruppe ausdrücken zu können
- Durch Gespräche und angemessene Begleitung möchten wir die Kinder konfliktfähig machen und ihnen helfen, kommunikationsfähig zu werden.
- Wir unterstützen die Kinder Problemlösungen zu finden und Konflikte konstruktiv auszuhandeln.
- Wir sind bemüht, nach erprobten wissenschaftlichen Methoden der Kindergartenpädagogik qualitative Bildungsinhalte anzubieten und unser pädagogisches Know-how kontinuierlich auszubauen.
- Wir möchten Kinder fördern und fordern, aber nicht überfordern, um dadurch die Freude am Lernen zu wecken und zu unterstützen.
Pädagogische Planung
- Die Einsichtnahme in unsere pädagogische Planungsarbeit soll dazu beitragen, das Bildungsprogramm des Kindergartens transparenter zu machen und die Eltern daran teilhaben zu lassen.
- Durch eine gute Zusammenarbeit mit den Eltern möchten wir die gemeinsame Erziehungsarbeit wahrnehmen und so einander ergänzen. Gespräche mit Eltern sind uns als Kindergartenpädagoginnen eine wertvolle Hilfe, um das Kind besser kennen- und verstehen zu lernen.
- Wir sind bemüht, jede Form der Beschäftigungspädagogik zu meiden. Nicht das „Wie viel” und das, was herzeigbar ist bestimmt unser pädagogisches Handeln, sondern Bildungsqualität und das jeweilige Kind mit seinen Bedürfnissen, Interessen und Fähigkeiten.
- Durch das Feiern von Festen und der Pflege von Bräuchen möchten wir die Zusammenarbeit zwischen Kindergarten und Elternhaus vertiefen und das Gemeinschaftsleben in der Gruppe bereichern.
- Wir sehen uns als familienergänzende und familienunterstützende Einrichtung.
Grundprinzipien der Montessori Pädagogik
Seminar über Montessori Pädagogik vorbereitet für die Pädagogische Fakultät in Pilsen:
Die Entdeckung des Kindes
(Der absorbierende Geist)
Maria Montessori war eine der ersten Gelehrten, die das Kind als individuelle Persönlichkeit zur Kenntnis nahm. Sie hatte erkannt, wie wichtig die Kindheit ist-sie prägt einen Menschen für sein ganzes Leben. Was er in dieser Zeit erfährt, was ihm widerfährt, beeinflusst sein Handeln und seine Einstellung. Montessori erfasste die verschiedenen Faktoren, die wesentlich zur Entwicklung des Menschen beitragen.
Ihrer Ansicht nach ist die Zeit von der Geburt bis zum 3. Lebensjahr „die Zeit des unbewussten Aufsaugens".
Das Kind nimmt durch seine bloße Existenz Dinge aus der Umgebung auf, es lernt unter der Führung innerer Sensibilitäten. Montessori bezeichnet dieses Phänomen als den „absorbierenden Geist". Die wichtigste Aufgabe ist es deshalb, die Antriebskraft des Kindes zu schützen und darüber hinaus die Umgebung und das Material zur Verfügung zu stellen, dass für die Lern und Entwicklungsmotivation der Kinder enscheidend ist.
Durch intensives Beobachten, den daraus gezogenen Schlüssen und ihrer Fähigkeit, den wahrgenommenen Bedürfnissen Raum, Zeit und Material zu geben, entstand die nach ihr benannte Montessori-Pädagogik. Neben den Materialien ist auch die veränderte Haltung des Erwachsenen dem Kind gegenüber ein wesentlicher Bestandteil ihrer Methode.
Kinder werden längst nicht mehr als unvollständige, kleine Erwachsene angesehen-die Kindheit ist zu einem anerkannten Lebensabschnitt geworden. Etliche Industriezweige widmen sich inzwischen den Kindern und ihren Bedürfnissen.
Die Montessori-Pädagogik bietet-meiner Meinung nach-einfache aber effiziente Mittel, um den Kindern die Möglichkeit zu geben zu ihren eigentlichen Bedürfnissen zurück zu finden. Kinder brauchen Raum für eigene Erfahrungen. Sie können Selbstständigkeit nur durch Selbsttätigkeit erlernen. Sie brauchen Freiheit, Bewegung ebenso wie Stille, und vor allem brauchen sie Erwachsene, die sie anleiten, unterstützen, respektieren und lieben!
Ich gehe davon aus, dass Erwachsene-Eltern-nur das Beste für ihr Kind wollen. Sie sehen es als ihre Aufgabe an, den Charakter der Kinder zu formen. Dabei bemerken sie nicht, dass sie durch ihr ständiges Eingreifen und Bevormunden die natürliche Entwicklung stören.
Kinder sind Baumeister ihrer selbst, sie können die unterschiedlichsten Eindrücke aus seiner Umgebung mühelos, schnell und ganzheitlich aufnehmen, sammeln und speichern.
In der Alterspanne zwischen 0-6 Jahren können die Kinder eine zweit oder Drittsprache innerhalb kurzer Zeit erlernen, ihre Lern und Leistungskapazität ist in dieser Periode am Höhepunkt.
Das Kind
(Sensible Phasen, Polarisation der Aufmerksamkeit)
Maria Montessori entdeckte, dass jedes Kind einen inneren Bauplan zu besitzen scheint. Sein Handeln ist, im Gegensatz zu einem Erwachsenen, nicht zielgerichtet.
Der Erwachsene arbeitet nur zu dem Zweck seinen Lebensunterhalt zu verdienen. Er will das Kind soweit bringen, dass es irgendwann selbst dazu in der Lage ist. Er schiebt und drängt es durch die Schule, denn nur mit Wissen kann es dorthin gelangen. Das Kind lernt also nur für die nächste Prüfung und in keinster Weise für sich selbst.
Kinder tragen den Willen zum Wissen in sich.
Das Kind lernen aus einem inneren Bedürfnis heraus und hört erst dann auf, wenn die innere Befriedigung erreicht ist. Es ist mit höchster Konzentration mit seinem Tun beschäftigt und lässt sich durch nichts aus der Ruhe bringen. Montessori nannte diesen Zustand „Polarisation der Aufmerksamkeit". Diese Polerationen finden während der sogenannten „sensiblen Phasen" statt. Das sind Entwicklungsabschnitte im Leben eines jeden Kindes, in dem es besonders leicht und mühelos etwas Neues erlernen kann. Diese Phasen treten in individueller Reihenfolge und Dauer auf. Sie können auch ungenutzt verstreichen, wenn man es verabsäumt, dem Kind entsprechendes Material zur Verfügung zu stellen. Zu einem späteren Zeitpunkt wird sich das Kind allerdings mit dem Erlernen des Neuen viel schwerer tun.
Entwicklungsstufen des Kindes
Die kindlichen Entwicklungsstufen nach Maria Montessori sind:
1. Stufe: umfasst die Zeit von der Geburt bis zum 6. Lebensjahr eines Kindes. Es durchläuft den Prozess der Ich-Findung und erlangt Selbstständigkeit durch Selbsttätigkeit.
2. Stufe: reicht vom 6. Bis zum 12. Lebensjahr. In dieser Zeitspanne bewältigt das Kind den Übergang vom Konkreten zum Abstrakten.
3. Stufe: In der Adoleszenz ist das Kind in der Lage, sich nicht nur auf die Gefühle der Menschen seiner Umgebung zu achten, sondern es entwickelt zunehmend ein abstraktes soziales Gefühl für unbekannte Personen bzw. für die Welt als Ganzes.
4. Stufe: Der Jugendliche übernimmt Verantwortung und weiß um seine Möglichkeiten zur Entwicklung in der Kultur.
Wie wir lernen: 3-Stufen-Lektion
Maria Montessori fand heraus, dass wir Menschen in drei Schritten lernen.
1. Stufe: Wir lernen einen neuen Gegenstand kennen und machen uns damit vertraut. Wir verbinden die Sinneseindrücke mit dem Namen.
Beispiel: 2Farben (Das ist Rot. Das ist Blau.)
2. Stufe: Wir erkennen den Gegenstand aufgrund unserer Erfahrung wieder, wenn wir seinen Namen hören.
(Gib mir Rot. Gib mir Blau.)
3. Stufe: Das Bild mit dem Namen des Gegenstandes ist in unserer Erinnerung abgespeichert. Wir können auf abstrakte Weise mit ihm arbeiten-aktive Beherrschung.
(„Wie heißt diese Farbe?"-Antwort des Kindes: „Das ist Rot.")
Voraussetzungen
Die vorbereitete Umgebung
Eines der Hauptanliegen in der Montessori-Pädagogik ist die Gestaltung der vorbereiteten Umgebung. Sie fällt in den Aufgabenbereich der Erzieher. "Der Kindergartenpädagogin sollte bewußt sein, dass die Umgebung den Kindern gehört. Die Umgebung ist nicht die ihre, weil sie die Erzieherin ist.
Es ist die Umgebung, in welcher sie dem Kinde hilft, Herr dieser Umgebung zu werden. Das, was in der Gesellschaft fehlt, ist ein Platz für die Kinder, wo sie nicht unterdrückt werden, sondern Mittel zur Entwicklung finden.
Maria Montessori ging davon aus, dass jedes Kind in der Lage ist, sich genau das Material auszusuchen, das für seine Entwicklung gerade notwendig ist. Darum ist es so wichtig, dass der Erzieher imstande ist, die Bedürfnisse der Kinder zu erkennen, und die Regale mit dem entsprechenden Entwicklungsmaterialien füllt. Der ganze Raum sollte ansprechend gestaltet und mit Pflanzen belebt sein und insgesamt eine wohlige Atmosphäre haben. Die Sauberkeit, die Vollständigkeit und die Reparatur der Materialien fällt ebenfalls in den Zuständigkeitsbereich des Pädagogen, der den Kindern darin Vorbild sein sollte.
Der Raum, in dem die Kinder arbeiten, muss darauf ausgerichtet sein, ihnen Selbstständigkeit und Unabhängigkeit vom Erwachsen zu ermöglichen. Möbel in kindergerechter Größe sind heutzutage eine Selbstverständlichkeit, ebenso die Toiletten und der freie Zugang zu Wasser-vor hundert Jahren eine revolutionäre Neuerung.
Die Kinder dürfen sich aktiv in den Kindergartenalltag einbringen und helfen z.B bei der Essenszubereitung.
Die bereitgestellten Entwicklungs-und Arbeitsmaterialien unterliegen strengen Kriterien und werden nach Bereichen und Schwierigkeitsgrad geordnet.
Teilbereiche
- Übungen des täglichen Lebens: Dabei lernen die Kinder mit den Anforderungen des Alltags umzugehen. (Nase putzen, Masche binden, Tisch decken, aufkehren, ....) Die Schütt-und Löffelübungen gehören ebenfalls zu diesem Bereich.
- Sinnesmaterial: Diese Materialien dienen der Verfeinerung der Sinne
- Mathematikmaterial
- Sprachmaterial
- Kosmische Erziehung: Hier werden Themen aus den Naturwissenschaften behandelt, oftmals auch in Form von Projektarbeit.
Material
Das Material muss nach Maria Montessori bestimmte Voraussetzungen erfüllen.
Es muss dem Kind ein äußeres Ziel bieten, das heißt, dass das Kind aufgefordert wird, die Arbeit aus Interesse zu beginnen. Zudem sollte es immer ästhetisch ansprechend gestaltet sein.
Jedes Material ist nur einmal im Raum vorhanden. Dadurch wird der Wert gesteigert und es fördert das soziale Lernen der Kinder, denn sie müssen warten und Absprachen treffen. Um mehr Unabhängig vom Erwachsenen zu erlangen, sollte jedes Material selbsterklärend sein und in sich selbst die Lösung bergen, also eine eingebaute Fehlerkontrolle besitzen.
Zusätzlich müssen die Materialien einen didaktischen Aufbau haben. Das Kind hat die Möglichkeit sich zu perfektionieren im dem ihm unterschiedliche Schwierigkeitsstufen angeboten werden.
Die Rolle des Pädagogen
Maria Montessori verlangte sehr viel von den Lehrern, denn ihrer Meinung nach ist seine/ihre Haltung das praktische Fundament in der Montessori-Pädagogik.
Ein/e Kindergärtnerin muss seine/ihre Aktivitäten zugunsten der Kinder zurückstellen."Er muss dem Kind die Freiheit geben, sich äußern zu können; denn es gibt kein größeres Hindernis für die Entfaltung der kindlichen Persönlichkeit als einen Erwachsenen, der mit seiner ganzen überlegenen Kraft gegen das Kind steht." Er/sie kann Anregungen liefern, sein/ihr Eingreifen muss allerdings beschränkt sein. Das bedeutet, dass er/sie wirklich nur da einschreitet, wo tatsächlich Hilfe verlangt wird.
Neben der Gestaltung der vorbereiteten Umgebung ist das Beobachten der Kinder ein wesentlicher Bestandteil der pädagogischen Arbeit. Nur dadurch kann es gelingen, die Stärken und Schwächen der Kinder zu erkennen und diese durch das entsprechende Material zu fördern.
Neues Arbeitsmaterial kann mit einer Darbietung an die Kinder herangeführt werden. Dabei spricht der/die Lehrerin so wenig wie möglich und die Bewegungen sind langsam und genau.
Der/die Lehrerin muss das Kind respektieren, egal ob es lernt, Fehler macht oder sich ausruht. Er/sie darf es nicht korrigieren oder unterbrechen, denn dadurch würde die natürliche Entwicklung gestört werden.
Die Pädagogin dient den Kindern als Vorbild im Tun, Denken und Fühlen. Ich bin der Ansicht, dass es eine immer mehr an Bedeutung gewinnende Aufgabe ist, den Kindern beim Ausdrücken und beim Umgang mit ihren Gefühlen zu helfen. Alle Kindergartenpädagogen sollten fähig sein, ein Kind in jeder emotionalen Lage zu begleiten und zu stärken. Damit wäre wohl schon viel erreicht. Ein weiterer wichtiger Punkt ist das gemeinsame Erstellen von Regeln und das Setzen von Grenzen. Daran können sich die Kinder orientieren und es gibt ihnen Sicherheit. Außerdem erfahren sie so, was richtig und was falsch ist.
Zudem muss ein/e Pädagogin mit jedem sich im Raum befindenden Material vertraut sein, um jederzeit in der Lage zu sein, es darzubieten. Eine weitere wichtige Aufgabe ist die Selbsterziehung und die Fähigkeit, das geeignete Material für ein Kind auszusuchen. Das bedarf Selbstreflexion, Übung und Erfahrung. Auch Lehrerinnen müssen lernen!
Bewegung
Der Mensch lernt durch Bewegung-jede menschliche Funktion kann sich nur aufgrund von Aktivität entwickeln. Sprechen lernen wir durch Sprechen, Gehen nur durch Gehen.
„Selbsttätigkeit und Bewegung haben grundlegende Bedeutung für die physische und psychische Entwicklung, für Intelligenz, für Willen, Charakter sowie für Unabhängigkeit und Selbstständigkeit des Menschen. Bewegung ist also ein wesentlicher Faktor zum Aufbau der Intelligenz.
Daraus folgt, dass Kinder nur aufpassen oder denken können, wenn sie sich bewegen. Sie beschäftigen sich über längere Zeiträume immer wieder mit dem selben Material-aus einem inneren Bedürfnis heraus-und zwar solange, bis sie innere Befriedigung erreicht haben. Ganz allmählich, wenn die einzelnen Bewegungsabläufe verinnerlicht sind, rückt der Zweck ihres
Tuns in den Vordergrund. Das Erlernte wird beherrscht!
In unseren Schulen wird Bewegung streng vom Lernen getrennt gehandhabt. Die körperliche Tätigkeit löst die geistige ab, um ein Ausruhen von der Anstrengung des Lernens zu ermöglichen. Das widerspricht Maria Montessori`s Auffassung zutiefst, da sie der Bewegung eine viel tiefere Bedeutung zugesteht. Sie regt nicht nur die Durchblutung an, sondern verlangt vom Kind auch Konzentration. Dadurch koordiniert es die Psyche und die motorische Aktivität, was nach Montessori zu einer größeren Klarheit der Gedanken führt.
Die Übung der Stille
Bei diesen Übungen geht es in erster Linie nicht darum, den Lärm abzustellen, sondern den Kindern dabei behilflich zu sein, zur Ruhe zu kommen und sich besser konzentrieren zu können.
Um eine Übung der Stille durchzuführen bedarf es einer besonderen und schönen Atmosphäre. Die Lehrkraft könnte leise Musik im Hintergrund laufen lassen, die Mitte eines Kreises ansprechen gestalten oder die Fenster mit lichtdurchlässigen Tüchern verhängen.
Jedes Kind sollte den Willen zum Mitmachen und zur Stille haben. Die Stille übung konzentriert sich jeweils auf einen Sinn und das entsprechende Material sollte bereit liegen.
Freiarbeit
Die freie Wahl
„...sie bedeutet nicht, die Freiheit wovon zu haben, sondern die Freiheit wozu."
Die freie Wahl ist ein zentrales Thema in der Montessori-Pädagogik. Sie gibt dem Kind die Möglichkeit, selbst zu entscheiden, welches Material für es in diesem Moment notwendig ist. Maria Montessori geht ja davon aus, dass ein normales Kind weiß, was seinem inneren Bedürfnis entspricht. Es kann durch die Selbsttätigkeit seine Stärken und Schwächen erkennen und durch die Selbstkontrolle des Materials braucht es keinen Erzieher, um sich zu korrigieren. Das Kind gewinnt Selbstsicherheit, Unabhängigkeit vom Erwachsenen und übt sich im Entscheidungen treffen.
Zur freien Wahl gehört auch, das Entscheiden für die Art des Arbeitens:
- was das Kind tun möchte
- mit wem es arbeiten möchte
- wo es arbeiten möchte
- wie lange es arbeiten möchte
- und ob es bis zur Lösung der Übung arbeiten möchte
Im Rahmen der Freiarbeit, die eine festgelegte Zeitspanne umfasst, lernen die Kinder auch eine Menge für ihr Sozialverhalten. Neben den Entscheidungen, die es zu treffen gilt, muss jedes Kind warten können, wenn das gewünschte Material in Gebrauch ist. Absprachen müssen getroffen werden, die Wahl anderer respektiert werden und es muss Rücksicht genommen werden. Außerdem lernen die Kinder zu teilen und entwickeln Hilfsbereitschaft.
Freiheit will gelernt sein
Wenn man eine nach Montessorie orientierete Gruppe eröffnet, kann der/die Pädagogin nicht davon ausgehen, dass alles gleich reibungslos funktioniert.
Die künftigen Kinder sind nicht nur mit dem Material nicht vertraut, sie erahnen noch nicht einmal die Unabhängigkeit und Selbstständigkeit, die sie erreichen können. Durch frühere Erfahrungen sind sie möglicherweise schon fast daran gewöhnt, in ihrem Tun eingeschränkt zu werden. (Hier sei erwähnt, dass ich Eltern und Erziehern keine böse Absicht unterstelle.) Tatsache ist, dass die Kinder sich erst an die Möglichkeit der freien Wahl gewöhnen müssen.
Die Kinder sind anfangs unruhig, wissen sich nicht so recht mit dem Material zu beschäftigen. Sie müssen erst einmal ihren Forscherdrang befriedigen, bevor sie zur Ruhe und Konzentration kommen können.
Um den ersten Schritt zur freien Wahl zu erreichen, muss der/die Kindergartenpädagogin sehr präsent sein und dennoch in der Haltung der Liebe bleiben. Es ist erforderlich, Regeln auf zu stellen und Grenzen zu setzen. Oftmals müssen die Kinder zu sozialerem Verhalten angeleitet werden, unter anderem bei der Konfliktlösung.
Die Ordnung beginnt in dem Augenblick, in dem sich ein Kind intensiv für ein Material interessiert und damit zu arbeiten beginnt. In diesem Moment darf man es ja nicht stören, nicht einmal offen beobachten, denn das könnte alles kaputt machen, weil das Kind annimmt, das der Erwachsene wieder einmal über sein Tun urteilt.
Die Gruppe wird in sich ruhiger und die eigentliche Arbeit der Kinder beginnt. Der/die Kindergartenpädagogin kann sich nun mehr und mehr zurück ziehen und die Position einnehmen, die Maria Montessori ihm/ihr zugedacht hat.